Kurzer Rückblick auf die Konfliktsituation im ersten Quartal 2022

10.06.2022

Bevor wir in wenigen Wochen bereits die neuen Zahlen für das zweite Quartal 2022 vorlegen, möchten wir noch einmal einen Blick auf die globale Konfliktsituation im ersten Quartal 2022, also auf die Monate Januar bis März, werfen. Dieser Zeitraum war dominiert von der Berichterstattung über den völkerrechtswidrigen Krieg Russlands gegen die Ukraine sowie dessen Vorbereitung.

Für die Krisen in und zwischen vielen anderen Ländern in der Welt blieb so nur wenig Zeit und Platz in den gängigen Nachrichtensendungen. Somit sind selbst Fachleute immer wieder von der Anzahl parallel stattfindender politischer Krisen überrascht. Die Analyseeinheit von MBI CONIAS Risk Intelligence hat in diesem Zeitraum 15 weitere Kriege (Konflikte auf der höchsten Intensitätsstufe) beobachtet. Darunter finden sich beispielsweise die bereits länger geführten Kriege in der DR Kongo, in Mali, in Myanmar und Nigeria. Bis auf den Krieg zwischen Russland und der Ukraine waren alle Konflikte innerstaatlich.

Anzahl der Konflikte nach Art und Intensität Q1 2022

Darüber hinaus wurden 49 weitere zum Teil hochgewaltsame Konflikte beobachtet, die in der CONIAS Klassifikation aufgrund des im Vergleich zum Krieg begrenzten Umfangs des eingesetzten Personals und der Waffen als begrenzte Kriege bezeichnet werden. Einige davon fanden in Ländern wie Irak, Äthiopien, Afghanistan, Marokko, der Zentral Afrikanischen Republik oder Benin statt. Kaum mediale Beachtung findet die Tatsache, dass in dieser zweithöchsten Kategorie des CONIAS Modells auch zwischenstaatliche Konflikte zu finden sind. Beispiele dafür sind Auseinandersetzungen zwischen Afghanistan und Pakistan oder die hochbrisante Konstellation aus Iran und Israel.

Besonders problematisch ist bei all diesen genannten Konflikten das Potenzial, dass die in diesem Kontext ausgeübte Gewalt ausländisches wirtschaftliches Agieren extrem erschweren bzw. zum Teil komplett verhindern kann. Deshalb klassifiziert der MBI CONIAS Ansatz nicht nur akute, hoch-gewaltsame Konflikte, sondern beobachtet vor allem solche politischen Kontroversen, die zwar Ähnlichkeiten mit früheren Kriegen haben, aber nicht bzw. noch kein kriegerisches Ausmaß aufweisen. Dadurch können Risikogebiete identifiziert und Entscheidungsträger in ihrem Umgang mit diesen Risikogebieten mit empirischen Daten unterstützt werden.

Unsere Analysen zeigen, dass politische Konflikte unterhalb der Kriegsschwelle die deutliche Mehrzahl der beobachteten politischen Konflikte darstellen. Bei mehr als 93% der von CONIAS beobachteten Konflikte besteht prinzipiell Eskalationspotential zu einer kriegerischen Auseinandersetzung – oder die Konflikte bergen andere politische Risiken wie beispielsweise eine Sanktionsgefahr.

Wenn Sie mehr über die Daten und Datenprodukte von MBI CONIAS Risk Intelligence oder politische Risiken im Allgemeinen erfahren möchten, kontaktieren Sie gerne unser Experten-Team. In unserer MBI CONIAS Academy lernen Sie alles über Typen und Klassifikationen von politischen Risiken, deren Analyse und wie Sie wirkungsvoll ein Risikomanagement für Ihr Unternehmen aufbauen können.

Über den Autor:
Dr. Nicolas Schwank
CONIAS Risk Intelligence
Michael Bauer International GmbH