Waren Sie vom Ausbruch der Krise in der Ukraine überrascht? Damit sind Sie nicht allein – denn in Zeiten von Corona und Klimawandel wird in den allgemeinen Medien nur sehr wenig über ausländische Krisen berichtet. Und genau diese alltägliche, private mediale Berichterstattung ist es, mit der sich der Mittelstand und seine Entscheidungsträger vorwiegend über internationale Krisen informieren. Doch tatsächlich wurde in der Ukraine seit 2014 unvermittelt, aber meist unter Abwesenheit der internationalen Weltpresse, ein Krieg ausgetragen, der jedes Jahr vermutlich 1.000 Menschen das Leben kostete. Ein laufender Krieg in einem Land ist ein erheblicher Risikofaktor, der vielen jedoch nicht mehr präsent war und mit seinem Potenzial nur in sehr wenige Risikobewertungen miteinfloss.
Blinde Flecken im geopolitischen Know-how schließen
In diesem Zusammenhang ist die Ukraine aber leider kein Einzelfall. Im vergangenen Jahr beobachteten wir mit MBI CONIAS insgesamt knapp 90 Kriege und kriegsähnliche Zustände sowie zusätzlich über 500 weitere Gewaltkonflikte unterhalb der Kriegsschwelle weltweit. Hinzu kommen außerdem circa 300 Konflikte, die im letzten Jahr zwar gewaltlos verliefen, bei denen jedoch mit Gewalt gedroht wurde. Die Anzahl der Kriege und Krisen verdeutlicht: Wer sich weiterhin nur auf die täglichen Nachrichten und üblichen Medien beschränkt, bei dem kann es sehr schnell zu „blinden Flecken“ im eigenen geopolitischen Wissensstand kommen – mit verheerenden Folgen für Investitions- und SCM-Entscheidungen. Um hier Abhilfe zu schaffen, kann auf das Schulungsangebot und die Produkte von MBI CONIAS Risk Intelligence zurückgegriffen werden.
Weltweite Lageeinschätzungen durch wissenschaftlich fundierte Datenerhebung, Kodierung und Auswertung
Unsere Produkte basieren auf weltweit erhobenen, ausgewogenen und umfassenden Datensätzen aus verschiedensten Quellen. Durch den wissenschaftlichen Ansatz von MBI CONIAS können die unterschiedlichsten Konfliktlagen vergleichbar und auswertbar gemacht werden. Auf diese Weise können schnell und effektiv aktuelle Lageeinschätzungen zu allen Regionen weltweit abgegeben werden, unabhängig von aktuellen Ereignissen in anderen Teilen der Welt. Vor diesem Hintergrund konnten für 2021 viele Krisen identifiziert werden, die ein dynamisches Konfliktgeschehen mit einer hohen Intensität aufwiesen, in den Leitmedien aber kaum eine Rolle spielten. Durch die Kodierer*innen der MBI CONIAS wurden so allein 2021 in den beiden höchsten Intensitätsstufen knapp 90 Konflikte in 34 Ländern kodiert. Darunter sind sogenannte „failed states“ wie Syrien oder Somalia, aber auch Myanmar, die Türkei, der Irak oder Kamerun zu finden. Die hier stattfindenden Konflikte wirken sich teilweise massiv auf die Stabilität der Nachbarländer und damit auch auf die Lieferketten deutscher und europäischer Produzenten sowie Transportwege aus.
Konfliktmonitoring von vermeintlich nebensächlichen Konflikten als Unterscheidungsmerkmal
Allein in Myanmar sind derzeit neben dem Militärputsch noch sieben weitere Konflikte auf hoher Intensität aktiv. Dabei handelt es sich oft um bewaffnete Konflikte in den Grenzregionen des Landes, welche sich auch auf Nachbarländer auswirken können. Solch hochintensive Konflikte mit intrastaatlichen Implikationen bieten beispielsweise oft Potenzial zur Destabilisierung der gesamten Region. In der Türkei schwelt der Konflikt mit der kurdischen Minderheit nicht nur, er ist aktiv und tödlich, konkret starben im Kontext des Konflikts im letzten Jahr weit mehr als 500 Menschen und das nicht nur im Irak. Die Frage eines unabhängigen Kurdistans ist ein rotes Tuch für Ankara, für den Nato-Partner USA jedoch durchaus vorstellbar. Die weltpolitischen Implikationen von vermeintlich nebensächlichen Konflikten werden hier deutlich. Es zeigt sich: Umfassendes und effektives Konfliktmonitoring kann den Unterschied machen.
Einbeziehung von Interkonnektivität für umfassende Bewertung der sicherheitspolitischen Lage unabdingbar
Des Weiteren sind zwischenstaatliche Konflikte wie jener zwischen Israel und dem Iran im vergangenen Jahr keineswegs abgekühlt. Im Gegenteil bleibt auch hier die Bedrohungslage im Mittleren und Nahen Osten auf hohem Niveau. Insgesamt darf bei isoliert wirkenden Konflikten die Interkonnektivität nie unterschätzt werden. So sind die Überflugrechte Israels für den syrischen Luftraum von wichtiger Bedeutung im Kampf gegen iranischen Einfluss in der Region, können aber von Russland jederzeit untersagt werden. In diesem Kontext kann beispielsweise der aktuell stattfindende Vermittlungsversuch des israelischen Premiers im Ukraine-Krieg neu bewertet werden. Genauso ist die Entwicklung von bewaffneten Konflikten in Sub-Sahara Afrika von wichtiger Bedeutung, wenn es um Russlands Rolle auf dem Kontinent geht. Es zeigt sich, dass ein umfassendes Bild der sicherheitspolitischen Lage unabdingbar ist, um zukunftsfähige unternehmerische Entscheidungen treffen zu können. Hierbei kann eine gut informierte Entscheidung den Ausschlag für langfristigen Erfolg in einer Region bedeuten.
Ein weiteres Beispiel eines in 2021 hochbrisanten Konfliktes, der kaum Erwähnung in der Öffentlichkeit fand, ist jener um die Region Tigray in Äthiopien. Diesen werden wir in der kommenden Woche in unserer Blog-Reihe zu vergessenen Konflikten vorstellen.
Politische Konflikte und die damit verbundenen politischen Risiken werden ein immer wichtigerer Faktor für eine funktionierende Lieferkette. In unseren Seminaren der MBI CONIAS Academy bilden wir Sie in Zusammenarbeit mit dem größten deutschen Versicherungsmakler Funk zum „Political Risk Manager“ aus. Melden Sie sich bereits heute an und erhalten Sie dazu weitere Informationen.
Über die Autoren:
Dr. Nicolas Schwank & Leon Seydel
CONIAS Risk Intelligence
Michael Bauer International GmbH