Politischer Druck auf Unternehmen zu verantwortungsbewusstem Handeln steigt
Unter dem Titel „Bewältigung der Auswirkungen klimabedingter Katastrophen auf den Weltfrieden und die internationale Sicherheit" (im Original „Addressing the impacts of climate-related disasters on international peace and security”) leitete die Dominikanische Republik im Januar 2019 im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UNSC) eine Offene Debatte über den Zusammenhang zwischen politischen Konflikten und der Klimakrise ein. Die Sitzung enthielt eine Notiz darüber, wie der Klimawandel Konflikte verschärfen, verlängern und/oder erzeugen kann. Im gleichen Monat hat Deutschland, das für seine Sensibilität in Fragen des Klimawandels bekannt ist, sein zweijähriges Mandat als nichtständiges Mitglied im UN-Sicherheitsrat angetreten. Dies gibt Grund zur Annahme, dass die Klimakrise und ihre Folgen in den Jahren 2019 und 2020 im Mittelpunkt der Agenda des UN-Sicherheitsrates stehen wird.
Welche kurz- und längerfristigen Konsequenzen könnte diese neue, politisch-globale Schwerpunktsetzung wiederum für Unternehmen haben?
Auf der Oberfläche wird diese Beziehung sichtbar im Falle vereinzelter Nachrichten über Proteste und Demonstrationen, die auf die Folgen des Klimawandels hinweisen wollen und dabei wichtige Straßen oder Häfen blockieren. Doch die tiefergehenden Effekte zeigt beispielsweise ein Bericht des international renommierten Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI) auf: Hier wird insbesondere auf den Zusammenhang zwischen Klimakrise einer- und gewalttätige Konflikte andererseits aufmerksam gemacht. Die negativen Auswirkungen des Klimawandels beeinflussen hierbei die Lebensgrundlagen der Menschen und führen damit zu Fluchtbewegungen, aber auch zu Vertreibung von Menschen. Vertriebene und geflüchtete Personen sind zudem einem besonders hohen Risiko ausgesetzt, Opfer von Menschenhandel, Rekrutierung in aufständische Gruppen und Kinderausbeutung zu werden. Unternehmen, die in diesen Gebieten wiederum aktiv sind, können so sehr schnell von gewaltsamen Konflikten betroffen werden oder – ganz gleich, ob berechtigt oder nicht – in den Ruf geraten, die verzweifelte Lage der Menschen durch schlechte Arbeitsbedingungen oder niedrige Löhne auszunutzen.
Die Europäische Union (EU) prüft daher beispielsweise, wie sie Unternehmen davon abhalten kann, in Regionen zu investieren, die von politischen Konflikten betroffen sind oder sich als Hochrisikogebiete hierfür einstufen lassen. Konflikte in diesen Regionen können indirekt mit dem Klimawandel zusammenhängen, da die Menschen durch verminderte Lebenschancen, die sich aus klimabedingten Faktoren ergeben, verwundbar werden. So wird beispielsweise ab dem 1. Januar 2021 die Verordnung (EU) 2017/821 über Konfliktgebiete und Hochrisikogebiete (CAHRAs = Conflict Affected and High Risk Areas) verbindlich. Diese Verordnung sieht vor, dass Unternehmen, die Rohstoffe wie Zinn, Wolfram, Tantal und Gold (3TG) in das Gebiet der Europäischen Union importieren, sicherstellen müssen, dass sie dabei internationale Standards für eine verantwortungsbewusste Beschaffung erfüllen. Erreichen möchte man damit, dass sich die finanziellen Erlöse, die bewaffnete Akteure in Konfliktgebieten aus dem Abbau von Rohstoffen erzielen können, verringern. Gleichzeitig soll dadurch auch verhindert werden, dass Opfer des Klimawandels durch diese Strukturen ausgebeutet werden.
Generell haben die 2015 verabschiedeten Ziele der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung („UN sustainable development goals“ - SDG) die Wirtschaft ermutigt und herausgefordert, zu nachhaltigeren Praktiken überzugehen. Insbesondere bezieht sich das Nachhaltigkeitsziel #16 auf die Schaffung von Frieden und integrativen Institutionen, von denen erwartet wird, dass sie zu einer Verringerung von Konflikten beitragen. Tatsächlich aber hat dieses jüngste hochrangige politische Forum der Vereinten Nationen über einen leichten Anstieg bei verschiedenen Formen von Gewalt und Ausbeutung berichtet. So weist der Bericht beispielsweise auf eine höhere Fallzahl von Menschenhandel hin. Unternehmen wiederum können jedoch von der Unterstützung des SDG 16 profitieren, da stabile Gesellschaften geringere zusätzliche Geschäftskosten sowie finanzielle, rechtliche und Reputationsrisiken bedeuten. Darüber hinaus führt das wachsende Bewusstsein für die Zusammenhänge zwischen Klimawandel und politischen Konflikten zu verstärktem Druck auf Unternehmen, die eigenen Handlungsweisen stets zu hinterfragen und sich möglicherweise den neuen Gegebenheiten anzupassen.
Wenn auch Sie befürchten, dass Ihre Lieferkette vom Klimawandel und seinen politischen Auswirkungen bedroht ist oder sie davon überzeugt sind, dass Ihr Unternehmen mehr für politische Nachhaltigkeit tun kann, sprechen Sie mit uns. Wir erarbeiten gerne mit Ihnen gemeinsam nachhaltige Lösungen für Ihre Investitionen oder die Planung Ihrer Lieferkette!
⇒ Weitere Informationen zu Lieferketten-Risikostrategien und den dazugehörigen CONIAS-Datenlösungen finden Sie in unserem Blogbeitrag vom Mai 2019.