Nach­hal­tig­keit in Zei­ten des Klimawandels

01.08.2019

Po­li­tischer Druck auf Unter­neh­men zu ver­ant­wortungs­bewuss­tem Han­deln steigt

Unter dem Titel „Bewältigung der Auswirkungen klimabedingter Katastrophen auf den Weltfrieden und die internationale Sicherheit" (im Original „Addressing the impacts of climate-related disasters on international peace and security”) leitete die Dominikanische Republik im Januar 2019 im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UNSC) eine Offene Debatte über den Zusammenhang zwischen politischen Konflikten und der Klimakrise ein. Die Sitzung enthielt eine Notiz darüber, wie der Klimawandel Konflikte verschärfen, verlängern und/oder erzeugen kann. Im gleichen Monat hat Deutschland, das für seine Sensibilität in Fragen des Klimawandels bekannt ist, sein zweijähriges Mandat als nichtständiges Mitglied im UN-Sicherheitsrat angetreten. Dies gibt Grund zur Annahme, dass die Klimakrise und ihre Folgen in den Jahren 2019 und 2020 im Mittelpunkt der Agenda des UN-Sicherheitsrates stehen wird.

Welche kurz- und längerfristigen Konsequenzen könnte diese neue, politisch-globale Schwerpunktsetzung wiederum für Unternehmen haben?

Auf der Oberfläche wird diese Beziehung sichtbar im Falle vereinzelter Nachrichten über Proteste und Demonstrationen, die auf die Folgen des Klimawandels hinweisen wollen und dabei wichtige Straßen oder Häfen blockieren. Doch die tiefergehenden Effekte zeigt beispielsweise ein Bericht des international renommierten Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI) auf: Hier wird insbesondere auf den Zusammenhang zwischen Klimakrise einer- und gewalttätige Konflikte andererseits aufmerksam gemacht. Die negativen Auswirkungen des Klimawandels beeinflussen hierbei die Lebensgrundlagen der Menschen und führen damit zu Fluchtbewegungen, aber auch zu Vertreibung von Menschen. Vertriebene und geflüchtete Personen sind zudem einem besonders hohen Risiko ausgesetzt, Opfer von Menschenhandel, Rekrutierung in aufständische Gruppen und Kinderausbeutung zu werden. Unternehmen, die in diesen Gebieten wiederum aktiv sind, können so sehr schnell von gewaltsamen Konflikten betroffen werden oder – ganz gleich, ob berechtigt oder nicht – in den Ruf geraten, die verzweifelte Lage der Menschen durch schlechte Arbeitsbedingungen oder niedrige Löhne auszunutzen.

Die Europäische Union (EU) prüft daher beispielsweise, wie sie Unternehmen davon abhalten kann, in Regionen zu investieren, die von politischen Konflikten betroffen sind oder sich als Hoch­risiko­gebiete hierfür einstufen lassen. Konflikte in diesen Regionen können indirekt mit dem Klima­wandel zusammen­hängen, da die Menschen durch ver­minderte Lebens­chancen, die sich aus klima­bedingten Faktoren ergeben, verwundbar werden. So wird beispiels­weise ab dem 1. Januar 2021 die Verordnung (EU) 2017/821 über Konflikt­gebiete und Hochrisiko­gebiete (CAHRAs = Conflict Affected and High Risk Areas) verbindlich. Diese Verordnung sieht vor, dass Unternehmen, die Rohstoffe wie Zinn, Wolfram, Tantal und Gold (3TG) in das Gebiet der Euro­päischen Union impor­tieren, sicherstellen müssen, dass sie dabei internationale Standards für eine verantwortungs­bewusste Be­schaffung erfüllen. Er­reichen möchte man damit, dass sich die finan­ziellen Erlöse, die bewaffnete Akteure in Konflikt­gebieten aus dem Abbau von Roh­stoffen erzielen können, verringern. Gleich­zeitig soll dadurch auch ver­hindert werden, dass Opfer des Klimawandels durch diese Strukturen ausgebeutet werden.
Generell haben die 2015 verab­schiedeten Ziele der Vereinten Nationen für nach­haltige Entwicklung („UN sustainable development goals“ - SDG) die Wirt­schaft ermutigt und herausgefordert, zu nachhal­tigeren Praktiken überzugehen. Insbe­sondere bezieht sich das Nachhaltigkeitsziel #16 auf die Schaffung von Frieden und inte­grativen Insti­tutionen, von denen erwartet wird, dass sie zu einer Ver­ringerung von Kon­flikten beitragen. Tatsäch­lich aber hat dieses jüngste hoch­rangige politische Forum der Vereinten Nationen über einen leichten Anstieg bei verschie­denen Formen von Gewalt und Ausbeutung berichtet. So weist der Bericht beispiels­weise auf eine höhere Fall­zahl von Menschen­handel hin. Unter­nehmen wiederum können jedoch von der Unter­stützung des SDG 16 profi­tieren, da sta­bile Gesell­schaften geringere zusätzliche Geschäfts­kosten sowie finanzielle, rechtliche und Reputationsrisiken bedeuten. Darüber hinaus führt das wachsende Bewusst­sein für die Zusammen­hänge zwischen Klima­wandel und politischen Konflikten zu verstärktem Druck auf Unternehmen, die eigenen Handlungs­weisen stets zu hinter­fragen und sich möglicher­weise den neuen Gegeben­heiten anzu­passen.

Wenn auch Sie befürchten, dass Ihre Lieferkette vom Klimawandel und seinen politischen Auswirkungen bedroht ist oder sie davon überzeugt sind, dass Ihr Unternehmen mehr für politische Nachhaltigkeit tun kann, sprechen Sie mit uns. Wir erarbeiten gerne mit Ihnen gemeinsam nachhaltige Lösungen für Ihre Investitionen oder die Planung Ihrer Lieferkette!

⇒  Weitere Informationen zu Lieferketten-Risikostrategien und den dazugehörigen CONIAS-Datenlösungen finden Sie in unserem Blogbeitrag vom Mai 2019.