Gemeinsam mit der Deutsch-Arabischen Freundschaftsgesellschaft e.V. (DAFG) widmete sich CONIAS am 26. März in Berlin dem Thema "Tunesien vor den Wahlen — wirtschaftspolitische Weichenstellungen". Die Frage, welche Chancen das einzige von der Organisation Freedom House als "frei" eingestufte Land in der arabischen Welt als Wirtschafts- und Investitionsstandort bietet und welche Risiken dennoch beachtet werden sollten, wurde bereits in unserem RisikoReport Tunesien behandelt. Deshalb haben wir uns besonders darauf gefreut, zusammen mit dem Autor Jonas Reiche vor Ort sowohl den Report vorzustellen, aber auch darüber hinaus die jüngeren Entwicklungen im Land diskutieren zu können.
Zu Beginn der Veranstaltung in der DAFG-Geschäftsstelle richtete sich der Botschafter der Republik Tunesien, S.E. Ahmed Chafra, mit einem Grußwort an das Publikum und berichtete dabei vor allem über den Aufstieg Tunis' in der Start-up-Szene der arabischen Welt. Ebenfalls begrüßt wurden die Anwesenden von DAFG-Vorstandsmitglied und Rechtsanwalt Wolf R. Schwippert sowie der CONIAS COO Dr. Magdalena Kirchner, die vorab zur ReiheRisiko Report informierte. Das von der Funk-Stiftung geförderte Projekt klärt durch neue wissenschaftliche Analysetechnik vor politischen Risiken, deren Auswirkungen und möglichen Veränderungen in insgesamt 25 Ländern, darunter - wie eingangs erwähnt - auch Tunesien, auf.
Reiche verwies in seinem Vortrag insbesondere darauf, dass der politische Transformationsprozess, den Tunesien seit 2011 durchläuft, noch nicht abgeschlossen sei und die kontinuierliche Öffnung des tunesischen Landes und seines Marktes nicht als Gewissheit erachtet werden sollte. In Rückbezug auf die Eröffnungsansprache des tunesischen Botschafters bekräftigt er jedoch die Fortschritte des Landes hinsichtlich der Attraktivität als Investitionsstandort, was sich beispielsweise an der Manifestation Tunis' als Start-up-Größe in der MENA-Region ableiten lässt.
Trotz der Problematik um die hohe (Jugend-)Arbeitslosigkeit werde in den kommenden Jahren ein geringer wirtschaftlicher Aufschwung zu erwarten sein, da es wahrscheinlich sei, dass die Verhandlungen um das Freihandelsabkommen DCFTA, die das Land derzeit noch mit der EU führt, mit positivem Ergebnis abgeschlossen werden können. Wie es um die zukünftige Entwicklung des Landes und seiner politischen Stabilität in Zukunft bestellt sein wird, sei allerdings stark von den 2019 stattfindenden Parlaments- und Präsidentschaftswahlen abhängig. Verbindlichere Aussagen hierzu ließen sich erst nach dem diesjährigen Wahlprozess und dem letztlichen -ausgang treffen.